Samstag, 22. Januar 2011

Satire Gipfel (ARD): Nuhr enttäuschend...

Der "Scheibenwischer" war einst eine gute politische Kabarettsendung.
Sehr wortlastig, nicht besonders spritzig oder modern in der Präsentation, aber erste Wahl für Freunde der "politischen Unterhaltung".
Unter der Leitung von Dieter Hildebrandt traten dort so großartige Köpfe wie Gerhard Polt, Hagen Rether oder Konstantin Wecker auf und vertraten dort mehr oder wenig humoristisch ihre klaren Positionen. Eben politisches Kabarett.

Dieter Nuhr habe ich immer für einen recht guten Comedian gehalten, der in Rubrik "Comedy" immer einen sehr guten Job gemacht hat. Auf jeden Fall einen der geistreicheren Humorarbeiter, dem ich eigentlich immer ganz gerne zugesehen habe.

In dieser Woche lief zum ersten mal die Sendung "Satire Gipfel" mit Dieter Nuhr als Moderator.

Der "Satire Gipfel", den die ARD einst mit den Worten: "Der ehemalige "Scheibenwischer" mit neuem Outfit, neuem Namen und altem Biss" beschrieb.

Nun muss ich gestehen, dass ich die bisherigen Ausgaben des "Satire Gipfel" fast ausnahmslos verpasst habe, was daran liegt, dass ich Mathias Richling, der die Sendung bisher moderiert hat, einfach nicht ausstehen kann. Nicht wegen dem was er sagt, sondern wegen dem, wie er es sagt. Ich kann dem Mann einfach nicht zuhören.
Aber, das ja OK. Solange das, was er macht, genügend Leuten gefällt, soll er es halt machen...

Umso gespannter war ich nun zu sehen, wie die Sendung mit Dieter Nuhr als neuem Moderator so ist.

Tja, was soll ich sagen?

Ich werde sie wohl auch in Zukunft nicht sehen...

Was immer sich die ARD und Dieter Nuhr dabei gedacht haben mögen, mich spricht es jedenfalls nicht an.
Für "Comedy" ist das ganze einfach nicht witzig genug und "politisches Kabarett"? Sorry, aber hier hatte die Moderation das Niveau einer durchschnittlichen Karnevalssitzung. Nur ohne Tusch dazwischen...

"Ganz wichtig natürlich: Die Grundhaltung." So erläutert Nuhr zu Beginn der Sendung seine Motivation. Und die hat er mehr als deutlich gemacht:
"Es ist ja Aufschwung. Wir sind auf dem Weg zur Vollbeschäftigung. Deutschland ist ein extrem erfolgreiches Land"

Mit diesem ernst gemeintem Sätzen begann ein Monolog, in dem er deutlich macht, wie schwierig es ist, überhaupt noch Themen für das Kabarett zu finden, wo es uns doch so unglaublich gut geht...


Wenn der Wirtschaftsminister Brüderle einen solchen Satz nuschelt, kann man das vielleicht mit dem FDP Parteibuch und übermässigem Weingenuss erklären.

Aber der Moderator einer Sendung, die sich als Nachfolgesendung des "Scheibenwischer" sieht?

Dann folgten ein paar müde aber schon oft gehörte Gags zur DDR (die seit zwanzig Jahren nicht mehr existiert, aber Antikommunismus geht immer), über unfähige Staatsdiener (die zu wenig Streusalz bestellen, nicht weil die Kassen der Kommunen leer sind, sondern weil sie einfach zu blöde sind) und über die unfähigen Staatsbanken die "in der Staatskrise das meiste Geld versenkt haben" (wobei die "Staatskrise" in Wirklichkeit eine weltweite "Bankenkrise" war, die nur durch das Geld der Staaten (Steuergelder) nicht zum völligen Zusammenbruch der Weltwirtschaft geführt hat).
Mit diesem Stand-Up, hätte Dieter Nuhr auf der Weihnachtsfeier der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sicher sein Publikum begeistert.

Mich nicht.

Dann folgten zwei Kabarettisten deren Namen ich (mit Recht) schon wieder vergessen habe. Darunter eine Frau, die sich über "Ökos" und "Biofreaks" lustig machte.
Kann man natürlich machen. Aber wäre eine Nummer zum Thema Dioxin in Lebensmittel und den dafür Verantwortlichen nicht vielleicht nahe liegender gewesen, statt über die herzufallen, die in ihrem privaten Konsumverhalten versuchen, gegen die Auswüchse der industriellen Lebensmittelproduktion anzugehen?

Na gut.

Und dann kam: Matze Knop!

Nun, Unterhaltung ist natürlich immer auch Geschmackssache. Und sicher gibt es auch Menschen, die Matze Knop lustig finden. Dazu gehören z.B. die Verantwortlichen von "Bild.de" die Knop regelmäßig in "lustigen" Filmchen Prominente -überwiegend aus dem Sport- "parodieren" lässt.

Ich finde ihn genauso lustig wie Oliver Pocher. Nämlich gar nicht.

Wer holt einen solchen Comedian in die Nachfolgesendung vom "Scheibenwischer"?!?

Einziger Lichtblick in dieser Sendung war Andreas Rebers. 
Er gehörte auch schon beim "Scheibenwischer" zu den regelmäßigen Gästen und ist so eine Art Kabarettist, die mit der Sprache jonglieren können und denen man einfach gerne zuhört, weil sie einen immer mal wieder überraschen.

Nun, für mich war der "Satire Gipfel" eine einzige Enttäuschung und ich befürchte, Dieter Hildebrand würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er denn schon Tod wäre.

Stattdessen sitzt er aber möglicherweise nächste Woche Dienstag (25.1.2011/ 22:15) wieder im Publikum der Sendung "Neues aus der Anstalt" im ZDF.
Dort sitzt er nämlich öfter und scheint sich prächtig zu amüsieren. 
Auch der oben erwähnte Andreas Rebers ist in dieser Sendung wieder zu sehen.
Und genau diese Sendung ist der Beweis, das politisches Kabarett auch in unserer Zeit durchaus noch seinen Platz im deutschen Fernsehn hat und gut funktioniert. 
Außerdem liefert das ZDF auch den Beweis, das Comedy und Politik prima zusammen passen können: Mit der von mir geschätzten "heute-show".
Das ist eher Unterhaltung der leichten Art, trotzdem mit dem "Biss", den die ARD für den "Satire Gipfel" so vollmundig aber vergebens angekündigt hat.

Frank-Markus Barwasser ("Aufgemerkt, Pelzig unterhält sich"), die letzte "Nachwuchshoffnung" der ARD in diesem Bereich, ist im letztem Jahr zum ZDF gewechselt.
Wenn demnächst auch noch Harald Schmidt (übrigens noch auf dem selben Sendeplatz wie der "Satire Gipfel) wieder zurück zum "Unterschichten-Kuschel-Sender" SAT.1 wechselt, hat "das Erste" im Bereich Kabarett nichts ernst zu nehmendes mehr im Angebot. 

Aber genau solche Sendungen sind es, die die Notwendigkeit und Berechtigung von öffentlich-rechtlichen Medien ausmachen. 

Comedy  und neoliberale Unterhaltungssendungen macht das kommerzielle Privatfernsehen sicher besser.

Kritischer und unabhängiger Journalismus und eben auch Unterhaltung, die mal gegen den Strich gebürstet ist, kann aber nur ein durch Gebühren finanziertes und unabhängiges System anbieten. 

Dieter Nuhr ist das vermutlich ziemlich egal. Der moderiert inzwischen alles weg, was er angeboten bekommt. Nur einen Tag nach dem "Satire Gipfel" in der ARD moderierte er für RTL zur Primetime eine lustige Unterhaltungssendung ("Typisch Frau - Typisch Mann"). Um den müssen wir uns keine Sorgen machen.

Aber um das Niveau der ARD schon... 

Gutzuwissen

10 Kommentare:

  1. Super! Genau meine Meinung und gut geschrieben. Da schau ich mich doch gleich mal weiter hier im Blog um :)

    Auch super: einfach so anonym einen Kommentar schreiben zu können ohne erst eine gefakte Identität zu bemühen :)

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  2. Servus,

    auch ich kann Dir einfach nu(h)r zustimmen. Mit politischen Kaberett hatte diese Sendung wirklich nichts gemein.
    Es ist eine Schande und ein Trauerspiel für alle Gebührenzahler. Ich hatte soeben das Glück, auf 3sat zuerst die letzte Folge von "Neues aus der Anstalt" und im direkten Anschluss Nuhrs ertsen "Satire Gipfel" zu sehen! Das Resultat: Ich könnte grad bei der ARD Amok-Laufen... So was von Weichei, null Kritik, null politisch, und überhaupt ... da kann er ja gleich wieder über den feinen Unterschied labern... ach du (beep) bzw. meine Güte!
    Verlange ich echt zuviel, wenn ich möchte, dass sich Kaberett mit aktuell politischen Themen kritisch auseinandersetzt?

    Ein total enttäuschter,
    Jens

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  3. Danke Dir und den anderen Bloggern, bei denen ich im Laufe der letzten halben Stunde geschmökert habe. Ich bin mit meiner Meinung also nicht allein.

    Satiregipfel gehört abgesetzt und Dieter Nuhr sollte sich als Regierungssprecher bewerben.

    Ein Hoch auf Mitternachtsspitzen, Anstalt, Pelzig und Pispers.

    Marco (bei Hamburg)

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  4. Schön, hier mal eine Meinung zu lesen, die sich mit meiner deckt: Dieter Nuhr - der Mario Barth für Akademiker . ...

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  5. Dieter Nuhr ist einfach ein Ignorant durch und durch. Das Gerede von der Vollbeschäftigung ist total verlogen, weil die Arbeitslosenzahlen durch Statistikmanipulation um 1,2 bis 1,3 Millionen heruntergerechnet wurde. Dieter Nuhr ist neoliberaler Versklaver und fertig !

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  6. Dieter Nuhr ist nullkommanull witzig.
    Ein Kabarettist schon gar nicht.

    Dumm und uninformiert ist er auch noch.
    Sein Gefasel letztens über Wölfe war unerträglich.
    "Rotkäppchen auch aussetzen" - dass ich nicht lache, der weiss noch nicht mal, dass die Wölfe niemals ausgesetzt wurden ...

    Weg mit Nuhr - wer über den lachen kann, ist selber schuld

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  7. habe gerade die aktuelle Folge gesehen und hoffe sehr, dass sich zukünftig weder Comedians noch Kabarettisten dazu hergeben, im Umfeld des Mannes mit Nuhr-Blödzeitungs-Nivau aufzutreten.

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  8. Exakt meine Meinung. Nach bester Unterhaltung bei der sonntagabendlichen Wiederholung der "Anstalt" reiht sich Nuhr in die Kompanie der Griechenlandbasher ein. Reproduktion von Stereotypen, für die in Deutschland ansonsten die Bildzeitung zuständig ist.

    Politisches Kabarett empfinde ich immer dann als gut, wenn es dahin geht "wo's weh tut". Dieter Nuhr ersetzt dies durch Fremdschämen...

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  9. Baaah--

    endlich!! Ich dachte schon ich wäre der einzige der das denkt über den sauberen Hern Nuhr...

    "hätte Dieter Nuhr auf der Weihnachtsfeier der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sicher sein Publikum begeistert..." -- genau diese Frage hab ich mir gestellt, ob er nicht gar von denen bezahlt wird (oder einem anderen neoliberalen Thinktank) wie manch anderer, z.B. ehemals "grüne" Politiker...

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  10. Leute was erwartet ihr?

    Nuhr ist der George Clooney der deutschen Kabarettszene. Er sieht toll aus, aber wenn ihm keiner ein anständiges Drehbuch gibt, oder ihm beim Schreiben eines solchen behilflich ist, scheitert er.

    Clooney scheiterte bei "Die Iden des März" und Nuhr beim "Satiregipfel".
    Wenn man Ihnen aber hilft, sind beide ,also Clooney als Regisseur, u8nd Nuhr als Kabarettist, ganz ordentlich.

    Gebt Nuhr also einen Hiwi!!!

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